Raha Raissnia

Raha Raissnia
Longing

Longing, 2014, 16mm film, colour, black and white, optical sound, 20’
Courtesy the artist and Michel Abreu Gallery, New York

Niemand hält hier die Kamera auf das Abgebildete: kein gewählter Bildausschnitt, keine geführte Kamerabewegung, keine Perspektive, die auf einem Blick beruht. Stattdessen hängt die Kamera an der Tasche, schleudert herum, zersetzt die Blickwinkel und schafft Abstraktion. Raissnia wendet sich der Sprache des Mediums zu, um sie zu dekonstruieren. Was bleibt, ist der Ort, die eigene Bewegung und die Begegnungen mit den Menschen. Ihre Anregung für Longing fand die Künstlerin im Osten Harlems. Inspiriert vom persönlichen Eindruck des Viertels bearbeitete und entfremdete die Künstlerin das quasi zufällig entstandene Filmmaterial mittels Solarisation und montierte die Ausschnitte zu einer düsteren, fesselnden Filmcollage. Der Soundtrack stammt vom Künstler Panagiotis Mavridis und wurde mit selbst hergestellten Instrumenten eingespielt. Hierfür hat Mavridis unter anderem Zelluloid-Filmrollen auf Getriebemotoren montiert und somit das filmische Material selbst zur Klang-Quelle umfunktioniert und dieses als kompositorisches Element verwendet. Der fast monotone Klangteppich mit einem dominanten Bordunton wird nur durch sparsam eingesetzte Akzente aufgebrochen und steht somit im starken Kontrast zur konfusen, abwechslungsreichen Bildsprache des Films.

Raha Raissnia, *1968
lives and works in Brooklyn, New York

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