Hans Richter
Rhythmus 21
„Bis heute bin ich überzeugt, dass Rhythmus, das heißt die Artikulation von Zeiteinheiten, die eigentliche Sensation jeden Ausdrucks der Filmbewegung ist.“
Hans Richter, 1965
Das Werk Rhythmus 21 kann als exemplarischer Einstieg in das Ausstellungsprojekt EXTENDED COMPOSITIONS verstanden werden. Richter hat früh erkannt, dass Film als zeitbasierte Kunstform über Rhythmus und Bewegung in Kommunikation mit Musik zu treten vermag. In Rhythmus 21 hat er dies als reine visuelle Bewegungskunst beispielhaft konkretisiert.
Hans Richter bezieht sich bei der Erforschung des genuin Filmischen zunächst auf eine andere abstrakte Kunstform, die in der Zeit verläuft: die Musik. Er reduziert seinen ersten Film auf abstrakte rhythmische Bewegungen, dargestellt als geometrische schwarz-weiße Flächen, die auf musikalischen Formmodellen beruhen und ins Optische übertragen worden sind. Die imaginäre Musik hat er in verschiedenen visuellen Parametern bildlich dargestellt. Da diese in einer musikalisch wirkenden Abfolge angeordnet sind, erscheinen sie wie Musik fürs Auge – als visuelle Musik – ohne jedoch tatsächlich akustisch zu erklingen. Das bewegte Bild ohne Ton ruft assoziativ einen virtuellen Ton ins Gedächtnis. Richter lässt Rechtecke tanzen und experimentiert so mit den Grenzen unterschiedlicher Kunstformen. Diese ersten abstrakten Filme untersuchen das Medium Film an sich und verzichten auf realistische Abbildungen und narrative Erzählstrukturen.