Christoph Girardet & Matthias Müller

Christoph Girardet & Matthias Müller
personne

personne, 2016, video, colour, black and white, sound, 15‘, loop, Courtesy the artists

Eine weiße Taste auf der Klaviatur, die keinen Ton hervorbringt, ein aufgeschlagenes Buch ohne Text, ein Telefongespräch ohne antwortende Stimme, ein immer wieder hektisch sich drehender Blick: Zwischen all diesen Zeichen treibt uns Jean-Louis Trintignant einsam durch das Filmgedächtnis. Sein Blick ist immer auf den Anderen gerichtet. Das Suchen führt zu Nichts und Niemand. Das Außen ist verschlossen, das Innen verbaut. Die Spiegelachse des Films zeigt kurz einen Ausschnitt aus dem Gemälde La reproduction interdite (1937) des belgischen Surrealisten René Magritte. Wir sehen einen Mann, der in den Spiegel schaut, dabei jedoch nur seinen Rücken sieht. Kein Gesicht, kein Ausdruck. Das Selbst kann sich nicht in einer Reflexion seiner selbst vergewissern. Um diesen Blick und in diesem Blick dreht sich der Film: personne ist jemand, niemand und irgendwer. 
Faszinierend ist die formale Strategie der beiden Filmemacher, die seit längerem in dieser Form mit Found Footage arbeiten. Kleinste Film- und Tonsegmente werden zu neuen Erzählungen komponiert und erreichen in personne ihren bisherigen Höhepunkt. Die Collagetechnik zeichnet sich durch eine dichte Montage von präzise aufeinander aufbauenden und sich kontrastierenden Bewegungsmustern und Klangakzenten aus. Die verschiedenen kompositorischen Parameter agieren mal miteinander, mal gegeneinander. Sie verweben die desorganisierten Einstellungen in einer komplexen Choreographie von Bild- und Klangbewegungen zu einem fesselnden Rhythmus und erzeugen so eine einzigartige audiovisuelle Erzählform.

Christoph Girardet, *1966, lives and works in Hanover / Matthias Müller, *1961, lives and works in Cologne

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